Erfahrungsberichte sind ein wichtiger Teil von Food Movement.
Wie andere Menschen mit einer Krankheit oder gar mit derselben Krankheit umgehen, die man selbst hat, kann Mut machen und inspirieren, neue Wege zu gehen. Rheumatische Krankheiten sind sehr verbreitet, und weil sie wie zahlreiche andere chronischen Kranhkeiten einen entzündlichen Hindergrund haben, kann mit der Ernährung viel bewirkt werden.
Da ich selbst rheumatoide Arthritis habe, interviewe ich mich grad selbst.
Petra, du hast rheumatoide Arthritis. Wie zeigten sich die ersten Symptome?
Im Herbst 2010 hatte ich eine Art Hexenschuss, aus dem ich mir keinen Reim machen konnte. Ich hatte weder etwas Schweres rumgetragen noch mich beim Sport übertan. Im Dezember hatte ich „aus blauem Himmel“ Schmerzen in den Fingergelenken. Die sind dann wie durch meinen Körper gewandert, ich hatte Schmerzen an Schultern, Knie, Fingern und an den Handgelenken. Manchmal waren auch Daumen oder die ganze Hand geschwollen, ich spürte ein Ziehen im Unterarm, und tageweise verspürte ich einen krassen Bewegungsdrang. Ich hatte damals auch erste Ruheschmerzen während der Nacht und musste Schmerzmittel nehmen, damit ich schlafen konnte.
Hast du eine Ahnung, weshalb diese Beschwerden aufgetaucht sind?
Zwei Jahre vor den Beschwerden habe ich eine berufsbegleitende Ausbildung gemacht und war zusätzlich zur Arbeit jeden Samstag in der Schule. Während dieser Zeit habe ich kaum mehr Sport getrieben, und ich habe mich auch nicht mehr ausgewogen ernährt.
Im Herbst 2010 habe ich mich dann zur Selbständigkeit entschieden. Da ging mir natürlich einiges durch den Kopf. Nach über 25 Jahren Angestelltendasein hatte ich keine Ahnung, was mich genau erwarten und wie ich mit den neuen Herausforderungen umgehen würde.
Im Frühling 2011 musste ich zudem meine Katze einschläfern lassen, das Tier war 9 Jahre mein WG-Partner, und die Trennung schmerzte sehr. Kurz darauf ist mein lieber Schwager an Darmkrebs gestorben. Im Sommer wurde ich dann auch noch Zeugin eines tödlichen Wanderunfalls.
Alles in allem eine aufwühlende Zeit. Man weiss ja nie, wie das alles zusammenhängt, aber es ist durchaus möglich, dass all diese starken Gefühle und die Trauer das berühmte Fass zum Überlaufen gebracht haben könnten. Interessanterweise folgte dann ein knappes Jahr ohne Beschwerden. Erst im Sommer 2012 kehrten die wandernden Gelenkschmerzen zurück.
Wie bist du auf die Idee gekommen, dieser Krankheit mit Ernährung zu begegnen?
Im Winter 2012/13 erreichte ich den Tiefpunkt mit grossen Schmerzen. Ich konnte ohne Schmerzmittel nicht mehr schlafen, kaum mehr gehen, und durch die Schmerzen in den Händen fiel es mir schwer, auch nur einen Apfel zu schneiden. Meine Gynäkologin meinte, dass meine Beschwerden typische Wechseljahresbeschwerden seien, und sie verschrieb mir natürliche Hormone. Die verhalfen jedoch auch nicht zu einer Linderung der Schmerzen.
Als ich dann endlich im Mai 2013 die Diagnose rheumatoide Arthritis erhielt, wurde ich auch entsprechend schulmedizinisch behandelt: Ich erhielt eine Cortisonspritze ins Knie und verschiedene Medikamente, die mir aber keine Linderung verschafften. Ich litt im Gegenteil noch mehr mit den Nebenwirkungen der Medikamente wie schlechter Schlaf und Wasserablagerungen in den Fussgelenken.
Ich begann, mich selbst schlau zu machen und startete Recherchen im Internet nach Alternativen zur Schulmedizin. Insbesondere in amerikanischen Büchern, aber auch auf amerikanischen Websiten und Blogs wurde ich fündig: Mit einer entzündungshemmenden Ernährung könnten sich meine Schmerzen verringern.
Die Bücher von Kris Carr und Dr. Feil beflügelten mich. Als erstes liess ich alle Milchprodukte und Zucker weg, dann machte ich mir ab und zu grüne Smoothies, und im Mai startete ich eigenhändig eine Ausschlussdiät.
Mit der Vorlage einer amerikanischen Ernährungsberaterin liess ich während zwei Wochen alle potentiell entzündungsfördernden Lebensmittel weg und führte einzelne Lebensmittel wieder ein. Dabei notierte ich alles in einer Excelliste und hielt fest, wie es mir dabei ging. Die ersten drei Monate verspürte ich kaum Linderung, aber ab August 2013 wurden die Schmerzen weniger, und meine Lebenskraft kam langsam zurück. Im Herbst erlaubte ich mir dann, mit dem Ess-Tagebuch aufzuhören, denn ich hatte die Lebensmittel, die mir nicht gut taten, weitestgehend eliminiert.
Wie sieht deine Ernährung aus?
Wie man auf meinem Blog Freakfood lesen kann, verzichte ich auf Zucker, Weizen, Roggen, Alkohol, Milchprodukte, tierische Lebensmittel, Nachtschattengewächse (Tomaten, Auberginen, Kartoffeln, Peperoni), Mais, Margarine, Sonnenblumenöl, Zitrusfrüchte, Erdbeeren und Pfirsiche. Selten esse ich mal Dinkel und bin immer noch am rumpröbeln, ob sich mit dem Verzicht auf Gluten etwas positiv verändert.
Wenn ich beim auswärts essen etwas erwische, das nicht meiner Ernährung entspricht, habe ich bereits eine Stunde nach dem Essen für rund 24 Stunden starke Schmerzen in einem Gelenk.
Nimmst du heute noch Medikamente?
Ja, ich nehme zurzeit 30mg Arcoxia jeden 3. Tag – angefangen habe ich mit 60mg jeden Tag.
Dazu nehme ich eine ganze Reihe an natürlichen Medikamenten wie Curcumin, Karazym, Nachtkerzenöl, Omega 3, Weihrauch, Astaxanthin sowie Vitamin C, Vitamin D3, Selen, Zink und natürlich Vitamin B12.
Ziel ist, auch diese natürlichen Medikamente zu reduzieren, sobald ich das Arcoxia nicht mehr nehme und es mir noch besser geht.
Inzwischen habe ich nur noch an den Handgelenken und zeitweise an den Fingern Schmerzen, und beim Runterlaufen muss ich noch vorsichtig sein wegen der Knie. Es geht mir aber bereits wieder sehr gut.
Was würdest du anderen Menschen mit rheumatoider Arthritis empfehlen?
Mir hat es wesentlich geholfen, ärztliche Unterstützung zu finden, die an eine Linderung oder gar Heilung von rheumatoider Arthritis glaubt. Meine Erfahrung ist, dass man diese Unterstützung ausserhalb der klassischen Schulmedizin findet.
Im nachhinein würde ich mich früher um meine Darmflora kümmern, den Stuhl untersuchen lassen und eine Darmtherapie durchführen.
Es kann helfen, sich von einer Ernährungsberaterin begleiten zu lassen – oder von mir. Konkrete Beispiele an Gerichten können helfen, diese schwierige Umstellung besser zu meistern.
Meines Erachtens ist es sehr wichtig, sich eine Entspannungsmethode wie Meditation oder Autogenes Training auszusuchen und täglich auszuführen. Ebenfalls hilfreich ist für mich tägliche Bewegung. Ich mache abwechslungsweise Pilates oder fahre Velo auf meinem Hometrainer, zudem kann ich inzwischen wieder mehrere Stunden wandern – das Schönste für mich.
Positiven Einfluss haben für mich auch freundliche Selbstgespräche, Achtsamkeit in allem Tun und im Umgang mit allen Lebewesen sowie tägliche Gedanken der Dankbarkeit.
Verrätst du uns noch dein Lieblingessen?
Schwarze Bohnen mit Süsskartoffeln, gedämpftem Federkohl, Guacamole, Cashew-Sauercrème und frischem Koriander.
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Petra führt den Blog Freakfood, arbeitet u.a. als Rheuma-Coach und ist Initiantin und Geschäftsleiterin von Food Movement.
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