Es ist wunderbar: Kaum war die Idee für Food Movement geboren, lerne ich laufend neue, tolle Menschen kennen, die das Projekt unterstützen. Das Netzwerk von Food Movement vergrössert sich beinahe wie von selbst.
Seit der Gründung des Vereins Food Movement gehe ich mit neuen Antennen durch das Leben und finde „zufällig“ (oder eben nicht?) andere Menschen mit Krankheitsgeschichten, viele davon sind ausgestattet mit Neugier, Hartnäckigkeit und Dickköpfiggkeit (kommt mir doch irgendwie bekannt vor…).
Mit Entschlossenheit verfolgen diese Menschen ihren Weg, versuchen Neues, hinterfragen Bestehendes und denken ihre eigenen Gedanken. Auch wenn ein Professor oder Arzt anderer Meinung ist. Das braucht Mut. Das braucht Kraft.
Shabnam ist so ein Mensch. Erst kürzlich habe ich ihren Blog via Instagram entdeckt, und erst wenn man genauer liest, stellt man fest, dass Shabnam nicht einfach eine talentierte Fotografin und Köchin ist, sondern dass da eine ganz ernsthafte Geschichte dahinter steckt.
Shabnam nimmt zurzeit noch ein Medikament (Vedulizumab), hat aber vor einem Jahr eigenständig ihre Ernährung umgestellt. Was sie dank der Ernährungsumstellung erreichen konnte, ist fantastisch. Aber lesen Sie selbst.
Ganz herzlichen Dank, Shabnam, für deine spontane Zusage, deine Geschichte so offen zu erzählen! Auf dass du möglichst viele Menschen inspirierst.
Text: Petra Müller
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Ich heiße Shabnam, bin 34 Jahre alt und habe Colitis Ulcerosa, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, kurz CED.
Als ich 2007 die Diagnose bekam, befand ich mich in einem schweren Schub. Mittels einer schulmedizinschen Steroidtherapie und einer alternativen traditionell chinesischen Therapie regenerierte ich mich so, dass bis Januar 2015 meine Erkrankung sehr gut im Griff hatte. Anfang 2015 war ich beruflich sehr ausgelastet, arbeitete Wochen lang durch ohne einen freien Tag und ernährte mich unausgewogen und unregelmäßig. Scheinbar die perfekten Konditionen, um der Colitis einen erneuten schweren Schub zu ermöglichen. Bei den ersten Anzeichen ging ich sofort zum Arzt, der mir dann erneut zu einer Steroidtherapie riet und mit der ich dann auch begonn.
Bis Mitte April 2015 war die Therapie abgesetzt und es ging mir gut. Es dauerte keinen Monat, und die Beschwerden begonnen erneut. Mitte Mai 2015 ging es mir wieder so schlecht, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Ein Arzttermin folgte dem anderen, und ich bekam weitere Medikamente, auf die ich jedoch rasch mit einer Unverträglichkeit reagierte.
Bis zum Sommer hatte ich so viel an Gewicht und Kraft verloren, dass ich im Krankenhaus landete.
Bis zum Sommer hatte ich so viel an Gewicht und Kraft verloren, dass ich im Krankenhaus landete. Die Colitis hatte sich auf den gesamten Dickdarm ausgebreitet, und meine Blutwerte waren katastrophal.
Der behandelnde Professor in der Klinik empfiehl eine Therapie mit Antikörpern, die das Immunsystem daran hemmen, den eigenen Körper anzugreifen. Nach der ersten intravenösen Medikamentengabe ging es mir hervorragend, und sie schien anzuschlagen. Einige Wochen später fingen die Symptome erneut an und ich war sowohl physisch als auch psychisch am Ende meiner Kräfte angelangt.
Als ich bei der 6. Medikamentengabe plötzlich hochallergisch reagierte, wurde ich wieder stationär aufgenommen und sofort mittels einer Koloskopie untersucht. Daraufhin folgte ein niederschmetterndes Gespräch mit dem Professor: „…Ihr Zustand hat sich extrem verschlechtert und der Darm ist hochgradig entzündet. Das deutet darauf, dass ihr Körper auf das Medikament nicht angesprochen hat. Daher schlage ich in Ihrem Zustand eine totale Kolektomie vor (eine komplette Entfernung des Dickdarms).“
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte und war am Boden zerstört. Doch aufgeben war keine Option, denn das liegt nicht in meiner Natur. Bei einem weiteren Gespräch mit dem Professor entschieden wir uns dazu, eine weitere Cortisontherapie zu beginnen, um den akuten Zustand in den Griff zu bekommen und zudem mit der Gabe eines neuen Antikörpermedikaments zu beginnen.
Ich hatte bereits im Frühjahr 2014 meine Ernährung umgestellt und verzichte seitdem auf glutenhaltige Lebensmittel, Hülsenfrüchte sowie Milchprodukte. Sehr viel Gemüse, Obst, Fleisch und Eier waren auf meinem Ernährungsplan.
Seit Abklingen meiner Beschwerden im Dezember 2015 ernähre ich mich strikt gluten- und milcheiweißfrei und fast ausschließlich vegan.
Die ständige Wiederkehr meiner gesundheitlichen Probleme zwang mich jedoch dazu, auf wesentlich mehr Lebensmittel zu verzichten. Daher war meine Ernährung zeitweise sehr einseitig und unausgewogen. Seit Abklingen meiner Beschwerden im Dezember 2015 ernähre ich mich strikt gluten- und milcheiweißfrei und fast ausschließlich vegan. Außerdem verzichte ich auf alles, was mir nicht gut tut, wie einige Gemüsearten, die meisten Hülsenfrüchte, geräucherte Lebensmittel etc. Ab und zu esse ich Fisch und Eier, denn aufgrund des hohen Gewichtsverlustes sowie einer Blutarmut ist es lebenswichtig, meine Blutwerte zu normalisieren.
Mir geht es zur Zeit sehr gut und ich bin davon überzeugt, dass die Ernährung ein sehr großer Bestandteil meines Zustands und meiner Genesung ist.
Schulmediziner halten meist nicht viel davon, die Ernährung bei einer CED umzustellen, zumindest wurde mir das bisher immer gesagt. Ich versuche, auf meinen Körper zu hören, und dieser sagt mir, es geht im besser seit der Ernährungsumstellung. Dass eine Therapie mittels Ernährung bei Colitis Ulcerosa funktioniert, beweist die renommierte Buchauthorin Danielle Walker aus den USA. Sie hat es geschafft, mittels konsequenter Ernährungsumstellung ihre Colitis in den Griff zu bekommen.
Ich möchte hier jedoch betonen, dass eine medikamentöse Therapie in schwerwiegenden Fällen unabdingbar ist und man keinesfalls die Symptome unbehandelt lassen sollte.
Seit einiger Zeit betreibe ich einen Food Blog, auf dem ich Rezepte teile, die mir und meinem Körper gut tun. Ich hoffe, damit anderen Menschen mit einer CED zu motivieren, ihre Ernährung umzustellen und so vielleicht eine Besserung der Beschwerden auf Dauer zu erfahren.
Selbstverständlich können sich auch Menschen ohne eine Erkrankung von meinen Rezepten inspirieren und bewegen lassen. Trotz der relativ kurzen Zeit bekomme ich schon eine hohe und besonders positive Resonanz von meinen Followern und Lesern.
Mein Ziel ist es zum einen, die Colitis wieder so in den Griff zu bekommen, dass ich wieder ein normales Leben führen kann, ohne auf Medikamente angewiesen zu sein und zum anderen viele weitere Menschen von einer bewussten und gesunden Ernährung zu überzeugen.
Die Initiative Food Movement ist daher ein wunderbares Sprachrohr für Menschen wie mich, die so ihre Geschichte mit anderen teilen und ihnen Mut machen können. Denn eine Ernährungsumstellung ist zumindest ein Versuch wert!
Text & Bilder: Shabnam
Eines der leckeren Rezepte von Shabnam’s Blog:
Petersilienwurzel-Suppe mit Thymian und Zitrone
Hier geht es zum schönen Blog von Shabnam: The Hungry Warrior
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Hast du auch positive Erfahrungen dank einer Ernährungsumstellung machen dürfen?
Möchtest du anderen Menschen davon berichten und sie inspirieren?
Melde dich bei uns. Wir freuen uns darauf, deine Geschichte kennenzulernen.
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