Warum ist Ernährung Medizin & Heilkunde?

Text: Daniela Weinig, Naturheilpraktikerin TEN

Furz
Wie peinlich aber auch, Entschuldigung!
Also, etwas schöner gesagt, denn das hat’s einfach in sich: Am Anfang war die Blähung mit nachfolgender Flatulenz. Und die wird bemerkt. Auch damit beschäftigt sich die Ernährungsheilkunde. In meiner Arbeit als Heilpraktikerin erlebe ich immer wieder, wie Patienten oft das rumpelnde und schwere Gefühl im Bauch nicht richtig wahrnehmen oder fatal als gegeben akzeptieren. Dabei kann genau dieses Szenario der Beginn von Krankheitsgeschichten sein.

Einblick in die Ernährungsheilkunde
Die Ernährungsheilkunde ist eine Disziplin, die bestrebt ist, den Menschen möglichst ganzheitlich zu erkennen, Erkenntnisse und Erfahrungen sowohl aus der Schul- wie auch aus der Komplementärmedizin zu vereinen und Ernährung von Körper und Seele zur Prävention, Heilung und Linderung von Krankheiten zu nutzen. Die Ernährungsheilkunde als Ganzes basiert auf einer den individuellen Bedürfnissen/Krankheiten angepassten, ausgewogenen Vollwerternährung. Mit Vollwerternährung ist gemeint, den vollen Wert der Ernährung zu Gunsten der Gesundheit auszuschöpfen.

Zur Ernährungsheilkunde gehört eine ganzheitliche Anamnese und diese umfasst neben Essgewohnheiten die detaillierte Befragung von Verdauung, Magengefühl, Verdauungskraft, Oberbauch- und Unterbauchblähungen, Bauchform, Stuhlgewohnheiten, Stuhlkonsistenz und –farbe, Krankheitssymptome usw., weil dies alles eine grosse Aussagekraft hat und therapeutisch wichtige Hinweise gibt.

Also zurück zum Anfang, da war der Furz!
Wenn furzen ein Dauerzustand ist, dann kann dies über Kaskadenreaktionen, ähnlich dem Schmetterlingseffekt, langfristig grosses gesundheitliches Übel initiieren. Der Schmetterlingseffekt zeigt die möglichen Folgen des Flügelschlags eines Schmetterlings bis zur Eskalation zum Tornado. So können sich stete Blähungen mit faulig-giftigen Flatulenzen zu gesundheitlichen Beschwerden und chronischen Krankheiten entwickeln. Die Palette der Krankheiten, die damit assoziiert werden kann, ist immens.

Keine Angst! Einige Flatulenzen pro Tag gehören zur gesunden Verdauung!

Warum denn das, mögen Sie sich fragen?
Blähungen entstehen immer da, wo etwas nicht gut verdaut werden kann, und daraus entwickeln sich faulige und gärige Gase, die dann als Flatulenz entweichen. Dies kann wegen Fehlernährung, schwer verdaulichen Nahrungsmitteln passieren, aber auch aus traumatischen Erlebnissen, die tief in den Zellen sitzen und im übertragenen Sinne nicht verdaut werden können. Zum Schwerverdaulichen gehören einerseits Lebensmittel, die einfach schlecht vertragen werden, weil sie nicht zum Stoffwechseltyp passen, Fertigprodukte mit zu vielen den Stoffwechsel störenden Zusatzstoffen, andererseits aber auch angeborene und erworbene Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien. Die Verdauungskraft wird zudem geschwächt durch Über- und Unterernährung, Stress mit Arbeit und/oder Privatleben, mangelndem Ausgleich von Spannung zu Entspannung, schlechte Schlafqualität, Bewegungsmangel, Vergiftungen, Elektrosmog usw.

Die Folgen aus langanhaltenden Blähungen und Flatulenzen sind, ganz rudimentär zusammengefasst:

Die Mitte der Körpers, unser Bauchzentrum entgleist und wird geschwächt durch die faulen Gase. Die Selbstvergiftung nimmt ihren Lauf und öffnet damit Türen für physische und psychische Krankheiten.

Die dauernden Blähungen wirken als Giftgase negativ auf die Darmflora ein und stören die Prozesse der Organe, die wichtige Verdauungssäfte liefern: Leber, Galle und Pankreas. Damit wird die Resorption von Nährstoffen vermindert. So entstehen Nährstoffmängel mit nachfolgenden Krankheitssymptomen.

Ist die Darmflora gestört, wird damit das darmeigene Immunsystem (80% des Immunsystems sitzt im Darm) reduziert; die natürliche Abwehr funktioniert reduziert oder gar nicht mehr und Krankheiten, Viren, Bakterien und Parasiten können sich einnisten.

Zudem können sich aus Verdauungsstörungen kleine oder grössere latente Entzündungen entwickeln, die auf den Organismus störend einwirken und später krank machen.

Die aufgezeigten Punkte reagieren zudem in Abhängigkeit von einander und können eine immer schneller drehende Abwärtsspirale entwickeln oder eben – der Schmetterlingseffekt beginnt. Das kann sich in Symptomen und Krankheiten zeigen wie:

– Krankheiten des Verdauungs- und Urogenitaltraktes
– Kopfschmerzen
– Chronische Müdigkeit
– Schlafprobleme
– Cellulite
– Häufige Erkältungen
– Gelenkleiden
– Hautkrankheiten
– Gicht
– Rheumatische Leiden
– Herz- und Gefässerkrankungen
– Multiple Sklerose
usw.

Wann ist die Ernährungsheilkunde einzubeziehen und wie funktioniert das?
Es lohnt sich, die Ernährung bei allen Symptomen und Krankheiten als Basistherapie einzube-ziehen. Sie bietet schliesslich mehrmals täglich die Gelegenheit, sich Gutes zu tun und die Gesundheit damit aktiv zu unterstützen.

Die Ernährungsheilkunde ist eine nachhaltige, aber auch gemächliche Therapie, denn das Umstellen von Stoffwechselprozessen braucht seine Zeit. Das Vorgehen kann so aussehen:

  • Ganzheitliche Anamnese
  • Ev. Labordiagnostik
  • Abklären der Veränderungsbereitschaft
  • Analyse der Essgewohnheiten und erste Anpassungen
  • Bei Bedarf temporäre Supplementierung von Vitalstoffen, Einsatz von Heilpflanzenprodukten zur Unterstützung der Verdauungsorgane und Linderung assoziierter Störungen
  • Einplanen von begleitenden manuellen Therapien wir Lymphdrainage, Fussreflexzonen-massage, Visceralbehandlungen usw., um die Stoffwechselprozesse zusätzlich zu unterstützen, zu entspannen oder anzuregen
  • Folgetreffen zur Standortbestimmung, Therapieanpassung und Motivationsgespräch ca. alle 4 – 8 Wochen, abhängig von der Patientensituation
  • Entgiften und Darmsanierung einplanen
  • Ebenfalls nie fehlen dürfen regelmässige Bewegungsimpulse, frische Luft und Sonne, bewusstes Atmen, Entspannungsstrategien – sie sind essentieller Teil des Therapieplans

Der schwierigste Part ist meistens der zur Veränderung der Essgewohnheiten. Doch eine vollwertige Ernährung ist weder langweilig-einseitig, noch öd, noch farblos. Im Gegenteil. Sie öffnet die Augen für die Möglichkeiten, neue schmackhafte Aspekte kennenzulernen und das tägliche Essen als persönliche Medizin einzusetzen.

Superfood ist heute in fast aller Leute Munde. Damit sind oft exotische Früchte und Pflanzen mit hohem Gehalt an Antioxidantien gemeint. Aber auch unsere hiesigen Lebensmittel bieten überzeugende Superfoodqualitäten: Beeren mit schwarzer, blauer und dunkelroter, roter Farbe, Lein- und Flohsamen und auch Gewürze und Kräuter besitzen mit ätherischen Ölen, Bitterstoffen, Vitalstoffen usw. grosse Heilkraft. Das Wissen um Wirkung (entblähend, antientzündlich, entkrampfend usw.) der Nähr- und Inhaltsstoffe hilft, die Lebensmittel gezielt einzusetzen.

Die Farbenkraft wie auch die Schönheit von Gemüse und Früchten ist atemberaubend. Hier entspringt das Bewusstsein: Farben sind essbar. Die Auswahl von pflanzlichen und tierischen Eiweissen ist immens und lässt Spielraum für die verschiedenen konstitutionsabhängigen, ethischen, ökologischen und ökonomischen Ansprüche.

Die unterschiedlichen Geschmacksvarianten von z. B. Olivenöl entdecken, spüren… das kann zur neuen Entspannungssequenz werden, das Erproben von verschiedenen Smoothie-Varianten zur neuen Heilmittelerfahrung. Essen ist voller Überraschungen und bietet endlose Möglichkeiten zum ausprobieren und kreativ werden!

Convenience- und Fertigprodukte haben in der ausgewogenen Vollwertküche keinen guten Stellenwert.

Das Kochen mit vorwiegend regionalen, saisonalen Lebensmitteln lässt einem zudem den Rhythmus der Jahreszeiten wieder stärker wahrnehmen und holt eventuell sogar geschmackliche, wohlige Erinnerungen aus der Kindheit zurück.

Wichtig ist der Einsatz von Lebensmitteln aus qualitativ guter Herkunft. Nochmals: keine Angst! Vollwertig kochen muss nicht viel aufwendiger sein als eine Pizza in den Ofen zu schieben. Wenn’s mal schneller gehen muss, dann geht das auch vollwertig!

Ernährung ist ein prägendes Element auf der Reise zu Gesundheit und zu sich selbst. Farben essen ist wohl die schönste Therapieform, um Gesundheit zu erreichen und erhalten.

Wenn du die Absicht hast, dich zu verändern,
tu es jeden Tag.
(Konfuzius)

Kontakt:
daniela@weinigvital.ch
www.weinigvital.ch