HEALTHY FRIDAY // RELAX: Limbische Bäder

Text & Fotos: Petra Müller, Betreiberin von Freakfood & Initiantin von Food Movement

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Als ich vor drei Jahren mitten in grössten Schmerzen wegen meiner rheumatoiden Arthritis steckte, machte ich eine spannende Erfahrung. Wir besuchten – wie so oft an einem Sonntag – gute Freunde, die zwei Kinder haben. Damals waren sie so um die 3 und 5, also noch recht klein und knuddlig. Beim Spielen und Interagieren mit den Kindern fiel mir auf, dass sich meine Schmerzen drastisch verringert hatten. Wie weggeblasen! Die Schmerzen kehrten zuhause leider wieder zurück, aber das Schlüsselerlebnis blieb.

Kurz darauf las ich in dem Buch «Jedes Jahr jünger» von Chris Crowley erstmals vom «Limbischen System». Dort wurde meine Erfahrung bestätigt: Wer sich angenehme Situationen schafft, beeinflusst die Ausschüttung von Hormonen mit positiver Wirkung für unser Wohlbefinden. Ich lernte, dass man am besten regelmässig «limbische Bäder» nehmen soll, um sich besser zu fühlen, gesund und glücklich zu bleiben.

Der Placebo-Effekt ist übrigens eng mit dem limbischen System verknüpft: Eine positive Erwartungshaltung führt im Gehirn dazu, dass vermehrt körpereigene Glücksbotenstoffe, Endorphine und Dopamin, ausgeschüttet werden. Die aus dem Limbischen System stammenden Endorphine dämpfen beispielsweise die Schmerzverarbeitung auf vielen Ebenen des Zentralen Nervensystems.

Ich habe mich nochmals in die Literatur vertieft und versuche, euch etwas Hintergrundinformation zum Limbischen System zu bieten. Anschliessend verrate ich euch meine Top 10 Empfehlungen für limbische Bäder.

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Wir Menschen sind soziale Wesen – wie Schimpansen, Wölfe oder Delfine. Auch wenn wir heute recht isoliert leben können, so entspricht dies nicht unserem natürlichen Verhalten. Emotionale Bindungen prägen unser Erbgut (noch nie wurde beispielsweise ein isoliert lebender Mensch im Amazonas entdeckt. Menschen leben im Stamm zusammen).

Anders als Reptilien, die mit negativer Verstärkung wie Angst und Schmerz leben (und manche ihre eigenen Jungen fressen), leben Säugetiere auch mit Liebe, Freude, Spass und Spiel. Dank diesen Emotionen können Säugetiere ihre Jungen aufziehen und zusammenarbeiten, damit es der Gruppe besser geht.

Wenn wir Angst haben, alarmiert das limbische System das Stammhirn, das Adrenalin ausschüttet. Adrenalin lässt das Herz schneller klopfen und lässt den Blutdruck ansteigen. Unser Körper bereitet sich damit auf die Flucht vor.

Wenn unser Gehirn keiner Gefahr ausgesetzt ist, gibt es das Signal zur Entspannung, und Botenstoffe sie Serotonin werden freigegeben. Serotonin hat eine gewisse chemische Verwandtschaft zu Morphium oder Valium. You get the point.

Das limbische System hilft uns, Signale von aussen zu erkennen und daraus Gefühle zu machen. So reagieren wir auf Körpersprache, Tonfall, Mienenspiel und Blicke bei einer Begegnung. Das limbische System speichert solche Erfahrungen und kann sich bei weiteren Begegnungen an sie erinnern. Entsprechend wird die Chemie in unserem Körper gesteuert: Hier ein bisschen Serotonin, dort ein wenig Morphium, hier ein bisschen Adrenalin – und wir entspannen, ärgern oder ängstigen uns, wir empfinden Liebe, Erregung oder Optimimus.

Hinzu kommen zusätzliche Befindlichkeiten: Sitze ich bequem, bin ich müde vom Sport oder vom zu lange wach bleiben, muss ich dringend pinkeln, hatte ich morgens noch einen kurzen Krach mit meinem Mann oder Kind, ist die Hose zu eng? All diese Empfindungen werden von unserem Körper wahrgenommen. Parallel dazu registriert unser Körper eine Myriade von Informationen aus unserem Körperinneren – das limbische System ist quasi eine Landkarte all dieser Empfindungen und Informationen. Ein Grossteil des menschlichen Verhaltens ist das Resultat neurochemischer Kettenreaktionen. Und unser Verhalten löst weitere neurochemische Reaktionsketten aus.

Das Gute daran ist: Wir können diese Kettenreaktionen bzw. unser Empfinden beeinflussen und die Ausschüttung von angenehmen Stoffen wie Serotonin begünstigen. Serotonin ist ein Neurotransmitter und führt zu Gelassenheit, innerer Ruhe und Zufriedenheit.

Wie können wir die Ausschüttung dieser Glücklichmacher pushen? Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass wir verschiedene Möglichkeiten haben. Hier meine persönlichen Empfehlungen, ein wohltuendes limbisches Bad zu nehmen:

1. Beziehungen pflegen
Der Kontakt mit lieben Menschen hat einen positiven Effekt auf den Cortisolspiegel (ein Stresshormon), wirkt Entzüngungen entgegen, senkt den Blutzuckerspiegel und macht die Blutgefässe elastischer.

2. Lächeln
Auch wenn es einem manchmal nicht danach zumute ist: Man kann den Körper und die Empfindungen ganz einfach manipulieren. Lächeln, der Körper „glaubt es“, und schon stellen sich positivere Gefühle ein.

3. Ein Haustier halten
Die grosse gegenseitige Liebe, Spaziergänge mit einem Hund, das Spielen mit einer Katze, das Streicheln des weichen Fells: All das macht uns glücklich. Ich bin ganz verliebt in unseren Kater, und nur schon sein Anblick macht mich ganz weich und selig.

4. Raus ins Grüne
Draussen spazieren gehen entspannt und beruhigt uns, sei es im Wald oder sonst möglichst im Grünen. In Japan hat das „Waldbaden“ sogar einen Namen: Shinrin Yoku. Waldbaden hat einen positiven Einfluss auf unser Immunsystem, reguliert den Blutdruck und reguliert den Puls.

5. Düfte
Blütenalchemie kann uns helfen, besser mit Stress, schwierigen Situationen oder Nervosität umzugehen. Ob dies tatsächlich die Duftwirkstoffe oder der Placeboeffekt ist, spielt schlussendlich keine Rolle. Hauptsache, es wirkt. Das limbische System hat eine enge Beziehung zu unserem «Riechhirn».

6. Affirmationen
Das sind quasi Visualisierungen in Worten. Ich hätte nie gedacht, dass sie so kraftvoll sind. Inzwischen habe ich sogar einen Tischkalender von Louise Hay, und ihre Affirmationen aus dem Buch «All Is Well» wirken kleine und grosse Wunder. Love rules forever.

7. Sex (oder Masturbation)
Entspannt, macht glücklich. Entzündungshemmende Therapie vom Schönsten.

8. Bücher
Nicht nur Bücher aus der Kategorie «Selbsthilfeliteratur», sondern auch schöne, schmalzige Romane oder spannende Geschichten verhelfen zu angenehmen inneren Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen. Wichtig ist: Kein Horror, keine Brutalität (besser keine Krimis), ansonsten nehmen die Angsthormone überhand und die Idee, positive Gefühle hervorzurufen, ist futsch (man kann den Körper nicht übertölpeln – er ist gescheiter als wir).

9. Musik
Schon nach den ersten paar Tönen meiner liebsten Musik in den Ohren bin ich entspannter und fühle mich glücklicher. Unsere Lieblingsmusik kurbelt die Produktion von Betaendorphinen an, die als körpereigene Opiate das Schmerzempfinden herabsetzen.

10. Filme & Serien
Lustige Serien und Filme, bei denen ich dauernd kichern muss, entspannen mich und machen mich glücklich. Entsprechende Hormone werden ausgeschüttet, und das limbische Bad ist ganz ohne Wasserverbrauch garantiert.

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Es ist (wieder einmal) so einfach!
Ich wünsche euch viele schmerzhemmende, entspannte und glückliche Momente.

Am besten nehmt ihr täglich ein limbisches Bad.

Herzlich,
Petra

Quellen:
Jedes Jahr jünger, Chris Crowley
http://www.taz.de/!5089130/
https://de.wikipedia.org/wiki/Limbisches_System

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(Unser Kater, als er noch ganz klein war. Schmacht!)