Corinne: Neurodermitis

Text & Foto: Corinne, coconouvelle

Ein Leben mit Neurodermitis – manchmal Fluch, manchmal Segen!

Ich hatte schon im frühen Kindesalter eine sehr empfindliche Haut und immer wieder juckende Hautausschläge in den Arm- und Kniekehlen. Irgendwann kam dann die Diagnose Neurodermitis. Dies ist eine chronische Hauterkrankung, bei der die Haut überempfindlich auf äussere und innere Einflüsse reagiert.

Grundsätzlich lässt es sich mit Neurodermitis wunderbar leben, doch alle Betroffenen wissen, wie schmerzhaft und psychisch belastend die Ausschläge sein können. Zudem hatte ich oft Magen-Darm-Beschwerden, fühlte mich unwohl. Auch das sind Begleiterscheinungen, welche viele Neurodermitiker kennen. Glücklicherweise durfte ich dann meine Pubertät ganz ohne Schübe durchleben und ich habe mich während dieser Zeit schon gut mit dem Gedanken angefreundet, dass ich meine Neurodermitis ausgewachsen habe.

Vor gut vier Jahren kam dann die Neurodermitis nach und nach zurück. Ich ging ein halbes Jahr ins Ausland, und als ich zurückkam, begann für mich eine unglaublich schwierige Zeit. Anders als früher waren auch mein Gesicht, mein Hals und mein Rücken mit nässendem Ausschlag übersät. Ich begann, mich zurückzuziehen und fühlte mich unwohl in meinem Körper.

Irgendwann kam dann der Moment, an dem mir klar wurde, dass ich etwas ändern muss.

Irgendwann kam dann der Moment, an dem mir klar wurde, dass ich etwas ändern muss. Es konnte nicht sein, dass diese Hautkrankheit mich dermassen herunterzog und unglücklich machte. Es war für mich aber auch keine Option, meine Ausschläge mit kortisonhaltigen Salben zu bekämpfen. Also begann ich zu recherchieren. Schnell war mir klar, dass es unzählige von Faktoren wie Stress, Textilien, Ernährung, Pflegeprodukte, Pollen etc. gibt, die einen Schub auslösen können. Ich las unglaublich viel über Neurodermitis, doch so wirklich viel schlauer fühlte ich mich nie, denn leider gibt es nicht DIE Lösung, welche für alle Betroffenen funktioniert. Ich war überfordert mit all den Informationen.

Irgendwann stiess ich dann auf die Thematik des Säure-Basen-Haushaltes. Das machte für mich alles so Sinn, dass ich mich stundenlang diesem Thema widmete. Auch hier gibt es wieder x verschiedene Theorien, und der Informationsüberfluss ist gewaltig. Deshalb begann ich für mich die sinnvollsten Punkte herauszunehmen. Mit genug Wissen in meinem Rucksack ging es dann an die Umsetzung. Natürlich machte ich das nicht Schritt für Schritt, sondern von einen auf den anderen Tag komplett, so bin ich eben ;).

Ich startete mit einer basischen Zeit, alles bis auf Gemüse und Früchte fiel von meinem Speiseplan. Auch Alkohol und Kaffee hatten darauf nichts mehr zu suchen. Unterstützend zu meiner Ernährungsumstellung machte ich noch eine UV-Licht Therapie, damit meine Entzündungen auch in der Tiefe behandelt werden konnten.

Diese beiden Massnahmen zeigten schnell Wirkung, und meine Haut verbesserte sich Schritt für Schritt. Die UV-Licht Therapie wurde dann nach ein paar Wochen abgesetzt, doch die Ernährung behielt ich so bei. Stück für Stück kamen dann neue Lebensmittel auf meine Zutatenliste, damit ich genügend Nährstoffe und Vitamine zu mir nehmen konnte.

Heute ernähre ich mich rein pflanzlich, glutenfrei und ich meide Geschmacksverstärker. Zwischendurch gibt’s dann aber mittlerweile doch ein Gläschen Rotwein oder einen Kaffee. Dazu möchte ich noch sagen, dass eine basenüberschüssige Ernährung tierische Eiweisse nicht komplett ausschliesst. Diese Entscheidung habe ich für mich persönlich getroffen. Aus ethischen und ökologischen Gründen, aber auch weil diese Ernährung mir am besten tut. Vegetarierin war ich schon vor dieser Zeit und Milchprodukte vertrage ich nicht gut, deshalb war es für mich naheliegend, gleich ganz auf eine pflanzliche Ernährung umzustellen.

Mit dieser Ernährungsform hat sich mein Wohlbefinden und mein Hautbild komplett verändert.

Mit dieser Ernährungsform hat sich mein Wohlbefinden und mein Hautbild komplett verändert. Ja ich kann heute sagen, dass die Ernährungsumstellung in vielerlei Hinsicht die beste Entscheidung war, die ich damals treffen konnte. Natürlich achte ich nicht nur auf meine Ernährung, sondern bewege mich oft, benutze natürliche Kosmetikprodukte, schaue darauf, was für Kleidung ich trage und versuche mit Stress bewusst umzugehen. Auch das sind wichtige Faktoren bei Neurodermitikern.

Ich kann nicht sagen, dass es immer leicht war, die Ernährung auf diese Weise umzustellen. Denn man ist in der Gesellschaft ein kleiner Sonderling, wenn man sich so ernährt. Ein Essen im Restaurant kann da schon mal zu einer kleineren Herausforderung werden. Es gibt auch immer wieder Menschen, die es nicht verstehen können, dass man so is(s)t wie man is(s)t. Doch all das nehme ich gerne in Kauf. Denn für mich heisst dieser Lifestyle Lebensqualität. Ich fühle mich wohl, habe kaum mehr Ausschläge und bin wieder so lebensfroh wie ich es vor meinem heftigen Schub war. All das würde ich niemals wieder eintauschen wollen.

An dieser Stelle möchte ich aber auch sagen, dass diese Ernährungsform nicht für alle die richtige ist. Jeder muss für sich selber herausfinden, was ihm guttut und was eben nicht. Und das Wichtigste ist, dass man sich nicht in etwas hineinzwingt. Man soll sich nicht bestrafen und sich alles verbieten, sondern einen Weg finden, sich seinem Körper entsprechend zu ernähren und Spass dabei zu haben! Es braucht eine gewisse Zeit, bis sich das alles einpendelt und man den richten Weg für sich findet, aber es lohnt sich, diese Reise anzutreten!

Natürlich habe ich auch heute keine makellose Haut. Sie ist nach wie vor sehr empfindlich und trocken. Und es gibt immer wieder kleinere gereizte Stellen, doch mit diesen habe ich gelernt umzugehen und so schnell wie sie kommen, verschwinden sie dann auch wieder.

Früher habe ich meine Krankheit verflucht und heute bin ich dankbar, dass sie Teil meines Lebens ist.

Früher habe ich meine Krankheit verflucht und heute bin ich dankbar, dass sie Teil meines Lebens ist. Dank ihr habe ich meine Leidenschaft zum Kochen neu entdeckt. Ich habe ganz neue Geschmackswelten kennengelernt, da ich begann, völlig anders zu kochen. Ich wurde kreativer und habe noch nie so gut und abwechslungsreich gegessen wie ich das heute tue. Zudem habe ich meinen eigenen Foodblog entwickelt, wo ich all meine Rezepte teile. Das nächste grosse Projekt ist bereits im Gange. Und all das verdanke ich schlussendlich meiner Neurodermitis!

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Ganz lieben Dank für deine Offenheit, liebe Corinne!
Auf dass deine Geschichte viele Menschen inspiriert ♥.